Donnerstag, 15. März 2012

[Rezension] Das Land der verlorenen Träume von Caragh O'Brien

2. Band

Inhalt:
Die sechzehnjährige Gaia Stone, eine junge Hebamme, muss aus ihrer Heimat fliehen, mit nichts als den Kleidern am Leib und ihrer neugeborenen Schwester im Arm. Alles wurde ihr genommen – sind doch ihre Eltern ermordet und die Liebe ihres Lebens verhaftet worden, und die zerstörte Welt, in der sie lebt, straft unbarmherzig jede Schwäche. Als ein Fremder sie mitten im Ödland vor dem Verdursten bewahrt, scheint sie zunächst gerettet. Doch das Dorf des Fremden nimmt Gaia erst die Schwester und dann auch noch die Freiheit. Verzweifelt und entmutigt gibt sie beinahe auf. Schließlich besinnt sich Gaia jedoch darauf, dass vor allem anderen das Leben zählt – und sie stellt sich ihrem Schicksal, ihrer Verantwortung für ihre Schwester und einer neuen, zarten Liebe …

[Quelle: heyne-fliegt.de]


>>Leseprobe<<



Gaia und ihre kleine Schwester Maya erreichen mit letzter Kraft die Grenze des toten Waldes. Der Zuflucht zu der sie ihre Mutter kurz vor ihrem Tod geschickt hat. Gerettet werden sie vom jungen Chardo Peter, der sie zur Matrarch, der Vorsteherin des Dorfes, bringt.
Doch das Dorf Sylum ist nicht das erhoffte Paradies. Gaia muss sich entscheiden, ob sie bei ihrer Schwester bleiben soll, die dem Tod näher als dem Leben ist, oder sofort das Dorf verlassen will. Denn sobald Gaia die sogenannte Schwellenkrankheit bekommt, kann sie das Dorf nicht mehr verlassen.
Doch für die junge Hebamme steht fest: Sie bleibt zu jedem Preis, nur um in der Nähe ihrer Schwester zu sein. Doch das Leben in Sylum bricht Gaia beinahe...

Der zweite Band der Reihe um die junge Hebamme Gaia Stone.
Nachdem ich vom ersten Band ja restlos begeistert war, hatte ich natürlich auch hohe Ansprüche an den Nachfolger. Ich kann sagen, dass die voll und ganz erfüllt worden sind und ich nun mit großer Spannung dem dritten Band entgegenfiebere.
In Die Stadt der verschwundenen Kinder hat sich die Protagonistin Gaia ja von einem schüchternen Mädchen zu einer starken, jungen Frau entwickelt, die für ihre Überzeugung einsteht. Gaia war mir schon vom ersten Augenblick an sympathisch, weil sie eben nicht die "normale" Heldin ist. Sie ist durchaus klug, manchmal etwas unsicher und stur. Aber gleichzeitig ist sie auch sehr gefühlvoll und denkt eher logisch als emotional. Natürlich nicht im Übermaß, aber sie handelt in den meisten Fällen überlegt und instinktiv und lässt sich von ihren (pubertären) Gefühlen nicht so leicht ablenken. Denn Gaia musste schon sehr früh lernen erwachsen zu sein und das merkt man ihr auch an. Ihre Denkweise und ihre Charakterentwicklung zu verfolgen ist allein schon total spannend.
Gleichzeitig wird sie in diesem Band sehr hart auf die Probe gestellt, denn die unbändige Gaia, die zu allem eine eigene, beinahe störrische Meinung hat, soll sich unterordnen, unterwerfen und damit auch ihre Werte und Ideale aufgeben. In diesem Prozess, den sie durchmacht, habe ich so mit ihr mitgelitten und gegrübelt. Sie hat bestimmt falsche Entscheidungen getroffen, aber diesen starken Vogel in einem so engen Käfig zu sehen, aus dem er sich nicht befreien kann, war wirklich beinahe unerträglich. Ich weiß nicht, was ich an ihrer Stelle getan hätte.
Es geht hier also in erster Linie um die Hierarchie und die Beschaffenheit des Dorfes Sylum. Gaias "Gegenspielerin" ist die Matrarch, Lady Olivia. Sie ist ebenso stur, nein, viel sturer als Gaia und... ich weiß nicht, ob ich sie mochte oder nicht. Eher letzteres, aber gleichzeitig hat sie auch so eine einnehmende Autorität versprüht, sodass man ihr einfach Respekt zollen musste. Sie ist nicht in dem Sinn böse und handelt wirklich in gutem Glauben. Aber sie ist so eingefahren, dass sie es nicht mehr erkennt, dass Außenstehende ihr nur helfen wollen. Natürlich waren auch nicht alle Vorschläge von Gaia perfekt oder dergleichen, das will ich damit nicht sagen. Ein guter Austausch wäre sinnig gewesen, aber wo bliebe da die Spannung?
Die Entscheidungen aller Personen konnte ich gut nachvollziehen. Die Situation im Dorf wird von mehreren Seiten beleuchtet und die Angst auszusterben lauerte unterschwellig zwischen jeder Zeile. Zusätzlich kommt der Mädchen-/Frauenmangel hinzu. Gaia und manch andere Dorfbewohner denken hier fortschrittlich, während die 'regierende' Kaste eher im alten Trott bleiben will. Altbekannter Konflikt. Trotzdem hat es Caragh O'Brien geschafft ihn so spannend und mit viel Emotionen darzustellen, dass ich beim Lesen beinahe meinte selbst in Sylum zu sein.
Die zarte Liebesgeschichte, die im ersten Band begonnen hat, setzt sich auch hier mit einigen Hindernissen fort - oder anfangs eher nicht. Denn, wie oben bereits erwähnt, steht die Romantik nicht an erster Stelle, auch wenn es einige romantische, herzklopfende und -rasende Szenen gibt. Na, bei so vielen Männer im Verhältnis zu Frauen im Dorf kein Wunder.
Das Ende ist auch hier wieder relativ abgeschlossen. Es lässt Platz für (viel) mehr, aber die dringendsten Fragen wurden beantwortet und so ist es kein Cliffhanger. Trotzdem kribbelt es mir jetzt schon in den Fingern (endlich) weiter lesen zu können.

Kurz: Eine geniale Fortsetzung, die gut mit ihrem Vorgänger mithalten kann! Gaia zu verfolgen ist schlichtweg atemberaubend und spannend und gleichzeitig so schlimm, denn sie muss einige Hürden überwinden, um zu sich selbst zu finden. Ein bisschen Herzschmerz ist auch dabei, gemischt mit einer gehörigen Portion frischem Geist und Rebellion. So fliegen die Seiten nur dahin und alles, was ich zum Schluss denken konnte ist: Mehr, mehr, MEHR!



Weitere Informationen:
Schiebepuzzle
Verlag: Heyne fliegt
Übersetzer: Oliver Plaschka
gebunden, mit Schutzumschlag
Seiten: 464
Originaltitel: Prized
Reihe: ja
ISBN: 978-3-453-26728-2
Preis: [D] 16,99 €

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